Narrenzunft Suggental s'Schreckli e.V.


 

Suggenbadfasnet

 

Das heutige Hotel und Restaurant Suggenbad am Orteingang von Suggental kann auf eine lange Tradition zurückblicken. In früheren Zeiten gab es hier ein Schwefelbad, in dem sogar schon mal der deutsche Kaiser zu Gast war.

 

Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich das Suggenbad im Besitz von Josef Reich. Zu besonderen gesellschaftlichen Ereignissen im Suggenbad zählten großartige Feste und Tanzveranstaltungen. Die badische Obrigkeit sah sich bereits in der Zeit zwischen 1838 und 1845 veranlasst, die Beschränkung der Tanzbelustigung während der Badezeit zu verfügen. Die Häufigkeit und wohl grade Ausschweifungen waren der sittenstrengen Obrigkeit ein Dorn im Auge und deshalb versuchten sie die Tanzbewilligung drastisch einzuschränken.

 

Hochzeiten der Festlichkeiten und Tanzbälle im Suggenbad waren Fasnacht und Kirchweih. Dies geht aus einer Verfügung des Bezirksamtes Waldkirch vom 22. Januar 1845 hervor: „Der Bürgermeister in Suggental wird beauftragt, dass, da nach Verordnung der Kreisregierung vom 30. Dezember 1836…zum Vollzug in Erinnerung gebracht, sowohl in der Fasnacht als an der Kirchweih die Tänze in Wirtshäusern auf einen Tag beschränkt bleiben sollen, jeweils nur auf Fasnacht-Montag und Kirchweihmontag Erlaubniß ertheilt werde, daß diese dennoch hier erwirkt werden muß….Zugleich wird das Bürgermeisteramt…in Erinnerung gebracht, wonach in Städten ein Polizeidiener, und auf ländlichen Orten ein Gemeinderath aufzustellen ist, welcher bei Tänzen die Aufsicht zu führen und Ordnung hand zu haben hat.“ (zitiert aus: Gemeindearchiv Suggental Akten XI.2.Fasz.1)

 

Ende des 19. Jahrhundert waren Arthur Tritscheller und seine Gattin Josefine, geb. Reich, Besitzer des Suggenbades. Badewirt Tritscheller hat den Gebäudekomplex erweitert und ließ die prächtige Platanenallee am Engewald anpflanzen. Das Badehaus besaß um 1900 20 Badekabinen, die mit Mineralwasser gespeist wurden.

Der Badebetrieb wurde bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg aufrechterhalten.

 

Suggenbad 1913

Die Tradition ausschweifender Fasnetbälle im Suggenbad setzte sich trotz behördlicher Einschränkungen im Laufe des 19. Jahrhundert fort. In der Ära Tritscheller erlangten die Kehrausbälle am Fasnetdienstag im Ballsaal des Suggenbades einen besonderen Namen. Der berühmte Ballsaal mit seinem „Schwibboden“ befand sich im 2. Obergeschoß des Hotelgebäudes. Neben den Kehrausbällen wurden zeitweise auch Kappenabende am Fasnetsonntag durchgeführt.

 

In der Ära Tritscheller wurden den Neujahrskarten an die Stammgäste und Badegäste die Einladungskarten für die kommenden Kostümball beigelegt. Die Badwirtin Josefine Tritscheller trat meinst als Burgdame auf und nahm die Prüfung der verkleideten Badegäste persönlich vor. Als Burgdame trug sie ein langes Kleid mit hohem weißen Kragen mit einer Granatbrosche, den Kopf zierte ein typisch mittelalterlicher Spitzhut mit langem Schleier. Die Wahl der Kostümierung könnte mit der Suggentäler Sage und der dort auftretenden Gräfin zusammenhängen. Der Waldkircher Tierarzt Dr. Stahl ritt 1897 als Fasnetnarr zur großen Gaudi der Ballgäste mit seinem Ross in die Gaststube ein. Dr. Stahl fungierte als Festreiter von Waldkirch und trug an Fasnet ein Schalksnarrenkleid, blau-gelbe geviertelt, vermutlich einen Spitzhut; die weiten Pumphosen waren unter den Knien gebunden. Der Waldkircher Arzt Dr. Vetter, dessen Sohn Initiator der Waldkircher Fasnet wurde, trat meist in typischen Märchenfiguren auf. Sein beliebtestes Kostüm war ein Domino, bestehend aus einer dunkelglänzenden, weinroten, mit Goldborden versehenen Kutte und einer schwarzen Tuchlarve.

 

Schuddig

 

Die eigenartigste „Kostümierung“ bei diesen Fasnetsbällen im Suggenbad bildet jedoch der leibhaftige Schuddig aus Elzach. Unter den mehr oder weniger karnevalistisch kostümierten Ballgästen fanden sich immer wieder einzelne Schuddige, schon damals mit weißen Handschuhen bekleidet. Dabei handelt es sich entweder um Elzacher Ballgäste oder um Hausgäste mit geliehenen Schuddiganzügen. Anzug und Verlarvung entsprachen der damaligen alten, überlieferten Schuddigmontur.

 

Das Rätsel der Schuddigauftritte in Suggental lässt sich mit den vielfältigen Verbindungen der Familie Tritscheller nach Elzach erklären. Das Schankbier im Badhotel wurde von der Elzacher Löwenbrauerei bezogen, Josefine Tritscheller handelte an Fasnet den Jahresvertrag mit der Löwenbrauerei aus. Später begleitete Enkel Jost Tritscheller (dem wir sämtliche Informationen zu verdanken haben) seine fasnetbegeisterte Großmutter Josefine oft nach Elzach und trug selbst einen Bubenschuddig.

 

Der Waldkircher Gesangverein „Eintracht“ unternahm jahrelang Ausflugsfahrten zum Fasnetball im Suggenbad, so z.B. im Jahre 1912: „Dienstag 20.Februar: Ausflug nach Suggental. Daselbst Tanz bis 10 Uhr. Hierauf Schluß des Tanzvergnügens in der Löwen-Post“.

 

Einzelne Inserate in der Waldkircher Volkszeitung bezeugen einen regen Fasnetbetrieb im Suggenbad bis zum großen Brand im Jahre 1913, dem der Ballsaal zum Opfer fiel. An der Fasnet desselben Jahres lud der Badwirt Ludwig Rauch noch zum Kappenabend ein.